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///Was ist der Verkehrswert und warum ist er wichtig?

Was ist der Verkehrswert und warum ist er wichtig?

2. Februar 2025

Kleines weisses Haus mit rotem Dach auf einem Holztisch, davor ein Stapel Münzen.

Bei Zwangsversteigerungen spielt der Begriff Verkehrswert eine besonders zentrale Rolle. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter diesem Wert, wieso wird er ermittelt und warum ist er für alle Beteiligten von grosser Bedeutung? In diesem Artikel geben wir einen umfassenden Überblick und zeigen auf, welche Faktoren den Verkehrswert beeinflussen und wie er in Zusammenhang mit einer Zwangsversteigerung steht.

Begriffsklärung: Was versteht man unter Verkehrswert?

Der Verkehrswert (häufig auch als Marktwert bezeichnet) ist eine Schätzung des wahrscheinlichen Verkaufspreises, zu dem eine Immobilie oder ein Grundstück unter normalen Umständen am freien Markt gehandelt werden könnte. Dabei wird von einem fairen Markt ausgegangen, in dem weder Käufer noch Verkäufer unter aussergewöhnlichem Druck stehen.

Der Verkehrswert gibt an, welcher Preis für eine Immobilie realistisch am Markt erzielt werden kann.

Im Kontext einer Zwangsversteigerung ist der Verkehrswert eine Entscheidungsgrundlage dafür, ab welchem Preis Interessenten in der Auktion bieten können bzw. sollten. Da viele Beteiligte – beispielsweise Gläubiger, Schuldner und potenzielle Käufer – davon beeinflusst werden, ist eine objektive Bewertung durch einen Sachverständigen besonders wichtig.

Welche Faktoren beeinflussen den Verkehrswert?

Für die Ermittlung des Verkehrswerts einer Immobilie oder eines Grundstücks werden verschiedene Parameter herangezogen:

  • Lage: Makrolage (Stadt, Region) und Mikrolage (Nachbarschaft, Infrastruktur) können den Preis erheblich beeinflussen.
  • Grösse und Zuschnitt: Quadratmeterzahl, Grundriss, Nutzungsart (Wohnen, Gewerbe) und Erweiterungsmöglichkeiten.
  • Gebäudezustand: Qualität der Bausubstanz, Renovierungsbedarf und energetischer Standard.
  • Marktentwicklungen: Angebot und Nachfrage am lokalen Immobilienmarkt, Zinsen, allgemeine Wirtschaftslage.
  • Rechtliche Aspekte: Grundstückslasten, Baurechte, Denkmalschutz, Baurechtliche Auflagen oder bestehende Mietverhältnisse.

Diese Kriterien werden meist in Gutachten zusammengetragen, um einen fairen, durchschnittlichen Wert zu ermitteln, der möglichst nahe am realen Marktgeschehen liegt.


Verkehrswert im Kontext der Zwangsversteigerung

Bei einer Zwangsversteigerung wird die Immobilie aufgrund ausstehender Forderungen, zum Beispiel Hypothekarschulden, öffentlich versteigert. Um hier eine objektive Basis zu schaffen, lässt das Vollstreckungsgericht in der Regel ein Wertgutachten anfertigen, das den Verkehrswert festlegt.

  1. Orientierung für Bieter: Der Verkehrswert dient Interessenten als Richtgrösse dafür, welchen Kaufpreis sie bei einer Versteigerung realistisch einplanen sollten.
  2. Schutz der Eigentümerinteressen: Der Eigentümer der Immobilie (also der Schuldner) soll vor einer unverhältnismässig niedrigen Verwertung geschützt werden.
  3. Absicherung der Gläubiger: Durch einen realistischen Verkehrswert wird sichergestellt, dass Gläubiger zumindest einen angemessenen Anteil ihrer Forderungen erhalten können.

Auswirkungen auf das Mindestgebot

Häufig wird im Rahmen einer Zwangsversteigerung ein bestimmtes Mindestgebot (manchmal auch „geringstes Gebot“) angesetzt. Dieses Mindestgebot kann unter Umständen unter dem Verkehrswert liegen, um die Versteigerung attraktiver zu machen. Trotzdem dient der Verkehrswert vielen Bietern als Benchmark, um einschätzen zu können, ob sie ein angemessenes Gebot abgeben.

Methoden zur Ermittlung des Verkehrswerts

Bei der Bewertung von Immobilien werden verschiedene Bewertungsverfahren eingesetzt, die je nach Immobilientyp und Zweck variieren können. Die wichtigsten Methoden sind:

Verfahren Merkmale Einsatzgebiet
Vergleichswertverfahren Orientiert sich an Preisen vergleichbarer Immobilien, berücksichtigt Lage, Ausstattung und Zustand. Besonders geeignet für Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser in Gebieten mit ausreichend Vergleichsobjekten.
Ertragswertverfahren Prognostiziert die künftigen Erträge (z. B. Mieteinnahmen) und diskontiert diese auf den heutigen Zeitpunkt. Vor allem bei Renditeobjekten (Mehrfamilienhäuser, Gewerbe) verbreitet.
Sachwertverfahren Ermittelt den Wert anhand der Herstellungskosten der Bausubstanz (z. B. Wiederbeschaffungswert) und des Bodens. Kommt häufig bei individuellen Gebäuden zum Einsatz, etwa bei Einfamilienhäusern ohne verlässliche Vergleichsdaten.

Praktische Tipps für Interessenten an einer Zwangsversteigerung

Wer sich für eine Immobilie interessiert, die zwangsversteigert wird, sollte sich genau über den Verkehrswert informieren. Neben dem Gutachten lohnt sich auch die eigenständige Recherche:

  • Analysiere den regionalen Immobilienmarkt (Online-Portale, Zeitungsannoncen, Maklergespräche).
  • Berücksichtige aktuelle Trends bei Zinsen und Finanzierungsmöglichkeiten.
  • Prüfe, ob zusätzliche Kosten (Instandhaltung, Modernisierung) anfallen könnten.
  • Vereinbare, falls möglich, eine Besichtigung des Objekts und spreche mit Nachbarn oder bisherigen Mietern.

Fazit

Der Verkehrswert ist ein zentrales Element im Verfahren der Zwangsversteigerung. Er liefert allen Beteiligten – von Gläubigern und Gerichten bis hin zu potenziellen Käufern – eine wichtige Orientierungshilfe. Eine sorgfältige und realistische Verkehrswertermittlung schützt sowohl die Interessen des Schuldners als auch die Ansprüche der Gläubiger und erhöht die Transparenz am Markt.

Für Interessenten bietet der Verkehrswert die nötige Sicherheit, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Gerade bei Zwangsversteigerungen, wo oft Druck und Zeitknappheit herrschen, ist diese objektive Bewertungsgrundlage Gold wert. Wer den Verkehrswert versteht und richtig einschätzt, besitzt einen entscheidenden Vorteil, um erfolgreich zu investieren und zugleich unnötige Risiken zu vermeiden.

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