3. Februar 2025
Zwangsversteigerungen gelten für viele als ein undurchsichtiges Terrain. Oft werden sie von Klischees und Halbwahrheiten umrankt: von Schnäppchenjagd bis zu vermeintlich mangelnder Qualität der Immobilien. In diesem Artikel nehmen wir uns die gängigsten Mythen über Zwangsversteigerungen vor und klären, was wirklich dahintersteckt.
Was viele glauben: Im Volksmund heisst es häufig, dass man bei einer Zwangsversteigerung automatisch ein Haus oder eine Wohnung zum absoluten Spottpreis bekommt. Schnäppchenjäger sehen darin oft eine einmalige Chance, Immobilien weit unter ihrem Marktwert zu ergattern.
Was wirklich stimmt: Tatsächlich kann eine Zwangsversteigerung zu günstigen Kaufpreisen führen – muss aber nicht. Die Preise richten sich nach vielen Faktoren:
Zwar besteht durchaus die Chance auf einen guten Preis, aber es gibt keine Garantie auf ein „Schnäppchen“. Bei begehrten Objekten mit guter Lage und solider Bausubstanz können sich die Gebote schnell in die Höhe schrauben.
Was viele glauben: Nicht selten hört man die Behauptung, dass es sich bei zwangsversteigerten Immobilien fast immer um stark sanierungsbedürftige, marode Häuser oder Wohnungen handelt. Der Zustand soll oft schlecht sein und sich nicht lohnen.
Was wirklich stimmt: Es stimmt, dass Immobilien in schwierigen finanziellen Situationen häufiger vernachlässigt werden können. Aber die Bandbreite ist gross: Von hochmodernen und sehr gut erhaltenen Objekten bis hin zu sanierungsbedürftigen Häusern ist alles möglich. Man sollte sich deshalb im Vorfeld gut informieren, am besten das offizielle Gutachten studieren und eine Besichtigung anstreben, sofern sie erlaubt ist.
Was viele glauben: Eine gängige Annahme ist, dass sich Banken bei Zwangsversteigerungen querstellen würden und eine Finanzierung kaum möglich sei. Diese Vorstellung kann potenzielle Bieter abschrecken, weil sie befürchten, den Kaufpreis komplett aus eigenen Mitteln aufbringen zu müssen.
Was wirklich stimmt: Grundsätzlich ist es möglich, auch für Objekte aus einer Zwangsversteigerung einen Immobilienkredit zu erhalten. Die Bedingungen können allerdings von Bank zu Bank variieren. Entscheidend sind folgende Faktoren:
Wer sich im Vorfeld mit seiner Bank abstimmt, eine Finanzierungsbestätigung einholt oder ausreichend Eigenkapital hat, kann durchaus erfolgreich an einer Zwangsversteigerung teilnehmen.
Was viele glauben: Immer wieder taucht das Gerücht auf, dass man zwangsversteigerte Immobilien nicht vor Ort besichtigen kann und dadurch ein unkalkulierbares Risiko eingeht.
Was wirklich stimmt: Tatsächlich kann es in Einzelfällen schwierig sein, eine Besichtigung zu organisieren – insbesondere, wenn der bisherige Eigentümer oder Mieter nicht kooperativ ist. Dennoch werden in den meisten Fällen Gutachten und ggf. offizielle Begehungen angeboten. Solche Termine sollten unbedingt wahrgenommen werden, um sich ein Bild vom Zustand der Immobilie zu machen. Wer keine Möglichkeit zur Besichtigung hat, sollte zumindest das gerichtliche Verkehrswertgutachten sehr genau prüfen.
Was viele glauben: Komplexe Unterlagen, rechtliche Regelungen und behördliche Vorgaben schrecken viele Interessenten ab. Zwangsversteigerungen gelten oft als bürokratische Hürdenläufe.
Was wirklich stimmt: Ja, das Verfahren folgt strengen Regeln und Gerichtsterminen. Doch wer sich vorbereitet, kann den Ablauf relativ gut verstehen. Zur Orientierung kann die folgende Tabelle dienen, in der die wichtigsten Schritte einer Zwangsversteigerung aufgeführt sind:
Schritt | Beschreibung |
---|---|
1. Veröffentlichung | Gericht oder Gläubiger setzt Termin an und macht diesen öffentlich bekannt. |
2. Gutachten | Ein Sachverständiger schätzt den Verkehrswert der Immobilie. |
3. Biettermin | Interessenten geben Gebote im Gerichtssaal ab. |
4. Zuschlag | Höchstes Gebot unter Berücksichtigung der gesetzlichen Mindestanforderungen bekommt den Zuschlag. |
5. Kaufabwicklung | Begleichung des Kaufpreises und Übergang der Immobilie. |
Sich vorab mit dem Ablauf, den Fristen und Unterlagen auseinanderzusetzen, ist unerlässlich. Dann lassen sich Missverständnisse und Fehler weitestgehend vermeiden.
Was viele glauben: Manche fürchten, dass es keinerlei rechtlichen Schutz bei einer Zwangsversteigerung gibt und man jederzeit sein Geld verlieren könnte.
Was wirklich stimmt: Obwohl eine Zwangsversteigerung kein ganz alltäglicher Immobilienkauf ist, läuft sie in einem gesetzlich geregelten Rahmen ab. Es gelten bestimmte Mindestgebotsgrenzen, die einen Ausverkauf der Immobilie unter dem Verkehrswert zumindest erschweren. Ausserdem liegt es am Käufer, sich gut zu informieren – beispielsweise über mögliche Grundbucheinträge, Rechte Dritter (z.B. Wohnrecht) und andere Belastungen. Mit der richtigen Vorbereitung ist das Risiko kontrollierbar.
Bei Zwangsversteigerungen tauchen immer wieder ähnliche Fragen auf. Deshalb haben wir hier ein paar wichtige Punkte in einer kompakten Übersicht zusammengestellt.
Vor dem Biettermin sollte man das Grundbuch prüfen und auf mögliche eingetragene Rechte oder Baulasten achten. Eventuell können offene Gebühren oder Forderungen existieren, die man mit übernimmt. Hier ist eine juristische oder fachliche Beratung hilfreich.
Es ist nicht gesetzlich vorgeschrieben, doch gerade bei grösseren Unsicherheiten kann ein Experte viel helfen. Ein Rechtsanwalt oder ein erfahrener Makler kann bei der Bewertung der Unterlagen oder beim Biettermin selbst beratend zur Seite stehen.
Zwangsversteigerungen bergen Vor- und Nachteile. Sie können tatsächlich eine Chance sein, Immobilien preiswerter zu erwerben als auf dem freien Markt – vorausgesetzt, man ist gut vorbereitet und geht strategisch vor. Gleichzeitig sollten Interessenten wissen, dass es keine Garantie auf ein „Superschnäppchen“ gibt und auch gewisse Risiken bestehen.
Wer sich jedoch mit den rechtlichen Rahmenbedingungen auseinandersetzt, Finanzierungsfragen frühzeitig klärt und Gutachten sorgfältig studiert, kann eine solide Grundlage für den Immobilienerwerb über eine Zwangsversteigerung schaffen. So werden aus Mythen und Halbwahrheiten überprüfbare Fakten, die Ihnen helfen, eine informierte und positive Entscheidung zu treffen.
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